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18. Juli — 6. September 2025

Zyklus «Wandel III» 2023 — 2025

wasser

Im August des Jahres 2012 landete der Roboter „Curiosity“ der NASA auf dem Mars und sendet seither atemberaubende Bilder einer roten Steinwüste zu uns. „Curiosity“ soll die Vermutung stützen, dass fliessendes Wasser auf dem Mars vorhanden ist oder war. Nicht nur Wissenschaftler warten gebannt auf die Resultate der jüngsten Forschungen, auch uns leuchtet ein, dass die positive Beantwortung dieser Frage eine fast unheimliche, seit Jahrtausenden uns Menschen beschäftigende Frage beantworten könnte:  Wenn es fliessendes Wasser auf einem Planeten wie dem Mars gibt oder gegeben hat, ist anzunehmen, dass auch irgend eine Form von Leben auf diesem Planeten existiert oder existiert hat. In der Unendlichkeit des Weltalls steigt die Wahrscheinlichkeit um ein Vielfaches an, dass Leben auf erden-ähnlichen Planeten anzutreffen wäre. Unsere existenziellste Frage, woher wir kommen und wohin wir gehen, würde völlig neu beleuchtet werden, und die Verhältnisse von Leben, Raum, Endlichkeit würde in ein fundamental neues Licht geraten. 
Wasser bedeutet Leben. Wasser ist die Quelle allen Lebens. Wasser ist das wertvollste aller Elemente und das elementarste zugleich. Wasser wird immer knapper auf unserer Erde, weil sich klimatische Zonen verschieben durch ein Ungleichgewicht des natürlichen Wasser-Kreislaufes.   
Obwohl 71% der Weltoberfläche mit Wasser bedeckt ist, bilden nur 3% davon Süsswasser, wovon nur ein Drittel genutzt werden kann. Die Verknappung des Wassers wird zur entscheidenden Frage von Leben und Tod auf der Erde. Ein Planet Erde ohne Wasser wird dürr und trocken und ohne Leben sein. Wasser stellt schon jetzt einen Luxusartikel dar und wird die Schere zwischen arm und reich noch mehr öffnen. Fehlendes Trinkwasser ist in vielen Entwicklungsländern der Grund für Krankheiten, Missernte, Klassenkämpfe und Armut. Neben dem Weltfrieden stellt der Schutz des Wasserkreislaufes die grösste Herausforderung der Menschheit dar.

Zum guten Glück gibt es ob so vieler aufwühlender Fragen die Musik, welche unsere Gedanken immer wieder in etwas Unerklärliches transzendiert, welches nicht mit Worten erklärt werden kann. Das Element Wasser haben Komponisten interessanterweise oft mit positiven musikalischen Schöpfungen verbunden, respektive aus der Wasser-Inspiration heraus lebensbejahende Musik geschaffen. Smetanas „Moldau“ schildert sehr bildhaft den Verlauf des kleinen Rinnsals bis hin zum breiten Strom, Schumanns „Rheinische“ Sinfonie stellt den Wasserstrom als mächtig und erhaben dar in ihrem ersten Satz, Schubert schildert in seinem „Forellen-Quintett“ den quickfidelen Alltag einer Forelle in einem frischen Bergbach.  Debussys „La Mer“ ist eine Musterkomposition von frühem musikalischem Impressionismus. Das Werk stellt das Meer zuweilen ruhig und idyllisch, zuweilen stürmisch und bedrohlich dar. Viel Musik entstand am Rande von Gewässern, an Seen, Brahms schrieb einige seiner Meisterwerke am Thunersee, u.a. die „Thuner-Sonate“, Liszt schrieb den Zyklus seiner „Années de Pelerinages“ zum Teil am schweizerischen Walensee. Die Donau war Inspirationsquelle einer ganzen Epoche und eines ganzen Genres rund um die Strauss-Dynastie. Händel komponierte seine Wassermusik als Repräsentationsmusik des Königs George V, der seine Schiffe dafür in die Themse stiess... Und in der Unterhaltungsindustrie des 20. Jahrhunderts spielen viele grosse Film-Epen in den bedrohlichen Wassermassen der Weltozeane.  

Mit dem Festivalthema „Wasser“ kommt unser Elementen-Zyklus zu einem Ende. Es war ein Abenteuer, uns durch Himmel und Erde, fire and sun, Air und Wasser musikalisch zu verständigen und auszudrücken. Wie die Luft, ist das Wasser in Gstaad in seiner positivsten Form in Hülle und Fülle in allen Variationen erlebbar, verfügbar, Teil des touristischen Angebots und Erlebnisses. Die Quelle eines Bergbaches lässt uns ebenso fasziniert zurück wie die Gewalt eines Wasserfalles (z.Bsp. dem Gelten-Wasserfall), und wir wundern uns jedes Jahr, wenn wir die leisen Regentropfen im Festival-Zelt stärker empfinden als das Pianissimo des Stardirigenten.
Gerade der Luxus an Wasservorräten in Mitteleuropa nimmt uns in die Pflicht, es zu einer Lebensaufgabe zu machen, Wasser für nachfolgende Generationen zu bewahren. Wasser bedeutet nicht nur Leben, sondern eben auch Lebensqualität, und erst diese öffnet uns den Weg zur Musik, zur Kunst und zu den unerklärbaren Dingen des Lebens.  
Das Menuhin Festival Gstaad freut sich, sein 57. Festival während des Sommer 2013 unter diesem Vorzeichen dem lebens- und überlebensnotwendigen Element zu widmen und heisst Sie, liebes Publikum, herzlich willkommen, an unseren über 50 Konzerten teil zu nehmen. Wenn die Konzerte auch den Sinn für dieses wertvollste Gut auf  der Erde (und vielleicht noch auf anderen Erden ?!) schärfen und zu Gedanken anregen, haben wir sicher auch im Sinne unseres Festivalgründers Lord Menuhin gewirkt, für den die Musik immer mehr war als nur „hören“.